Gedankenstriche – ein Mysterium für sich.

Gute Typographie ist etwas richtig tolles. Aber die ganzen Feinheiten sind so eine Sache. Manchmal schreibt man einen Text in Word und plötzlich verlängert Word ungefragt die Länge des Bindestrichs. Warum eigentlich?

Ich habe das früher stets etwas irritiert zur Kenntnis genommen. Bis ich mich näher mit Typografie beschäftigt habe. Es gibt nämlich tatsächlich mehrere waagerechte Striche: den Bindestrich und den Gedankenstrich.

Der Bindestrich ist kürzer, der Gedankenstrich ist länger. Und leider ist genau festgelegt, wann welcher Strich eingesetzt wird und ob mit oder ohne Leerzeichen.

Der Bindestrich (auch Viertelgeviert) – wird normalerweise ohne Leerzeichen gesetzt:

  • in zusammengesetzten Wörtern oder Doppelnamen, wie 2-jährig, Richard-Strauß-Weg
  • als Trennstrich am Zeilenende
  • in Telefonnummern, um die Durchwahl kenntlich zu machen
  • bei Wortergänzungen, wie Sonnen- und Regenschirm

Der Gedankenstrich (auch Halbgeviert) – wird normalerweise mit einem Leerzeichen vorher und nachher gesetzt

  • bei Einschüben oder Anhängen in Sätzen, wie „Gedankenstriche – ein Mysterium für sich“
  • als Spiegelstrich
  • und als Zeichen für das Wort „bis“ (hier wird er oft auch „Streckenstrich“ genannt). Und hier kommt leider auch schon eine Ausnahme. Als Ersatz für das Wort „bis“ werden nämlich keine Leerzeichen gesetzt. 1999–2023. Mich treiben diese Typographie-Feinheiten manchmal in den Wahnsinn …

Für den Gedankenstrich gibt es übrigens eine Tastenkombination: in Windows STRG und gleichzeitig das Minuszeichen. Am Mac ist es die Alt- oder option-Taste mit dem Minuszeichen.

Streng genommen gibt es dann auch noch den Geviert-Strich. Im Deutschen wird er für gewöhnlich aber nicht verwendet. Man kennt ihn aus dem Englischen als Gedankenstrich – aber ohne Abstände.

Ein Geviert ist übrigens eine typographische Maßeinheit, in Zeiten des Bleisatzes entstanden.

Zur Verwendung von Binde- und Gedankenstrichen habe ich vor einiger Zeit mal eine kleine Grafik erstellt. Vielleicht ist sie hilfreich. Denn das Wissen um diese beiden Striche ist eine schöne Feinheit, wie die korrekte Rechtschreibung …